
Wir formen unsere Gebäude, und danach formen sie uns.Winston Churchill
In der Blattgasse 3, mitten im traditionsreichen 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße, steht ein architektonisches Juwel, das Zeiten überbrückt. Dieses 1872 errichtete Bauwerk – ein stolzer Vertreter der Gründerzeitarchitektur – hat über 150 Jahre städtischer Entwicklung miterlebt und prägt noch heute die Silhouette dieses charaktervollen Viertels.
Die Namensgebung der Blattgasse im Jahr 1864 erinnert an die grüne Vergangenheit dieser urbanen Landschaft. Wie ein botanisches Lexikon reihen sich hier Straßennamen aneinander – Baumgasse, Blütengasse, Stammgasse – flüsternde Echos einer Zeit, als Gärten das Stadtbild dominierten.
Die architektonische Intervention an diesem historischen Gebäude gleicht einer behutsamen Restaurierung eines wertvollen Gemäldes, der man vorsichtig neue Farbakzente hinzufügt. Der Dachgeschoßausbau erscheint wie eine kristalline Krone auf dem ehrwürdigen Bau. Seine expansiven Glasflächen fangen das Himmelslicht ein und verwandeln es in strahlende Wohnräume. Das markant geneigte Dach mit seinen geometrisch präzisen Öffnungen rahmt die Wiener Skyline wie ein lebendes Panoramagemälde.
Die kaskadenartigen Terrassen – wahre hängende Gärten des 21. Jahrhunderts – bieten unterschiedliche Perspektiven und Nutzungsmöglichkeiten. Sie laden zur Begrünung ein und werden zu privaten Oasen inmitten der pulsierenden Metropole. In der akribischen Verbindung von alt und neu liegt die wahre Kunstfertigkeit dieses Projekts – ein Balanceakt, der die Patina der Geschichte nicht übertüncht, sondern in einen spannungsreichen Kontrast zum Zeitgenössischen setzt.
Die Blattgasse 3 verkörpert Wiens charakteristische Fähigkeit zur Selbsterneuerung – ein kontinuierlicher Prozess, bei dem das Erbe nicht konserviert, sondern lebendig gehalten wird. Sie steht als Metapher für die Stadt selbst: Immer in Bewegung, immer im Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft, immer bereit, sich neu zu definieren, ohne sich selbst zu verleugnen.